Liebe Newspaper,
fast zwei Jahre sind vergangen, seit das letzte mal eine Newspaper herausgegeben wurde. Jahre in denen wir alle älter geworden sind. Wir haben vieles erlebt und einiges gelernt. Und ich denke, wir sind auch alle etwas erwachsener geworden. Vielleicht so weit, daß wir jetzt selbständig unsere Probleme lösen können oder zumindest soweit damit offen umgehen, als daß man darüber nicht in "mysteriösen Zeitungen" schreiben muß. So weit, daß es nicht mehr nötig ist sich persönliche Geltung zu verschaffen, indem man - wie beim Detektivspiel aus Kindertagen - durch die Gegend flitzt und Heftchen verteilt, mit denen man auffallen will, indem man sich darin möglichst "andersdenkend" darstellt.
Zumindest dachte ich das noch bis vor einiger Zeit.
Wenn ihr weiter "Redakteur" spielen wollt dann traut euch doch wenigstens mal ernsthaft etwas zu schreiben und es dann in einer unserer Gemeindezeitungen veröffentlichen zu lassen. So wie ihr jetzt handelt ist es nur schade, daß ein scheinbar doch vorhandenes Potential verloren geht und in kleine "Geheimblättchen" gesteckt wird, die dann an jüngere verteilt werden um damit anzugeben.
Mit einem solchen Verhalten und einer "Revolutionszeitung" könnt ihr allemal die Leserschaften spalten anstatt wirklich etwas zu verändern. Was bringt es schon einem wenn man sich der Newspaper zuwendet, von der man ohnehin kaum etwas versteht? Es ist toll, wenn ihr Leser begeistern und locken könnt, aber eine Einstellung zu erzeugen, von der aus man nur dabei sein will, um des Anteil haben an diesem Mysterium, ist einfach zu wenig getan für die Leser.
Bitte macht mal die Augen auf und denkt darüber nach, wie ihr eure Kreativität vielleicht besser einbringen könnt.
Liebe Grüße
Axel Geldmeyer
(Youthpaper)
Antwort:
Lieber Axel,
harte Vorwürfe und harte Standpunkte, die Du da aufwirfst. Um uns eine ausgiebige Rechtfertigung, die Du uns ja hoffentlich nicht verweigern willst, möglich zu machen, werde ich Deine Bedenken unseres Engagements gegenüber noch einmal in Thesen aufführen und gezielt Stellung nehmen. Wir haben uns auch entschlossen Deinen Brief in unserer Zeitung abzudrucken, da wir uns sicher sind, daß Du die Meinung aller unserer Kritiker uns aller YP-Redakteure äußerst repräsentativ vertrittst.
1) Mangelnde Reife im Umgang mit unseren Problemen
Im Versuch Deine Argumentation zu verstehen ist mir unvermittelt bewußt geworden, daß Du ja eigentlich recht hast, denn die mangelnde Reife im Umgang mit unseren Problemen ist ein Hauptmotiv unserer Zeitung. Wir sind ebenso wie die YP eine an die Jugend gerichtete Zeitschrift. Wir versuchen uns den Problemen der Jugend, die übrigens größtenteils auch unsere Probleme sind, anzunehmen und Ratschläge oder Leitlinien zur Bewältigung dieser zu vermitteln. In diesem Punkt allein ist auch schon erkennbar, daß wir uns absichtlich versuchen von der YP zu unterscheiden. Die YP ist ein Informationsblatt, doch die NP versucht da einen anderen Weg einzuschlagen, der die Leute zwar sekundär informiert, aber primär mit Dingen konfrontiert, die ein jeder in seinem Leben zu bewältigen hat. Reife ist für uns auf jeden Fall erstrebenswert, doch wir geben uns mit der erlangten Reife keineswegs zufrieden, sondern sind ständig auf der Suche.
2) Geltungssucht
Dieser Vorwurf ist ja nun wirklich einer unsrer Lieblingsvorwürfe und ich will auch nicht wirklich weiter dazu Stellung nehmen. Axel, denk mal drüber nach, warum Du die YP machst oder warum Rolf T. die JBT schreibt und wenn Du zu einer zufriedenstellenden Antwort gekommen bist, dann frag Dich noch mal, ob dein Vorwurf berichtigt ist. Unsre Motive sind nicht anders als Deine oder die eines anderen Redakteurs.
3) Mangelnder Mut zur Veröffentlichung in anderen Zeitungen/Vergeudung von Potential
Ich weiß nicht, ob das wirklich so schwer zu verstehen ist oder ob wir uns da nie richtig geäußert haben. Wir vergeuden weder unser Potential noch sind wir zu feige unsere Artikel in anderen Zeitschriften zu veröffentlichen. Einige unserer Redakteure haben schon Artikel in anderen Gemeindezeitschriften veröffentlicht. Doch die Erfahrung zeigt, daß diese Artikel nie so sein können wie in der NP. Ganz einfach aufgrund dessen, daß wir eine ganz andere Zielsetzung verfolgen. Wir vergeuden nicht unser Potential, da wir die Arbeit, die wir tun im Gegensatz zu Dir für sinnvoll halten. Wir sehen außerdem in den anderen Zeitungen schon die tendenzielle Bereitschaft satirische Artikel zu veröffentlichen, doch nicht in dem Ausmaße der NP.
4) Fehlende Verständlichkeit von Artikeln
Du hast so recht, denn manchmal versteh ich unsre Artikel selber nicht, aber das mag daran liegen, daß einige von ihnen einen tieferen Sinn und andere einen tieferen Unsinn haben. Deshalb sind nicht alle Artikel wirklich leicht verständlich.
5) Veränderung durch uns nicht möglich
Schade. Zum Glück liegt Veränderung im lauf der Dinge. Wir müssen nur einen Beitrag dazu leisten und nicht die Veränderung bewirken.
Danke Axel, daß Du einen Brief geschrieben hast und ich hoffe wir haben Dir mit der Veröffentlichung geholfen Deinen Standpunkt darzustellen. Dein Brief war auch eine Hilfe uns noch einmal den neuen Lesern vorzustellen.
© Newspaper 2000
http://newspaper.home.pages.de